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Wer ist?! Im Interview mit Kicker Lenny Krieg

Atlanta Falcons kicker Lenny Krieg #46 during practice at AT&T Training Camp at Atlanta Falcons Training Facility in Flowery Branch, Georgia, on Thursday, July 24, 2025. (Photo by Jay Bendlin/Atlanta Falcons)
Atlanta Falcons kicker Lenny Krieg #46 during practice at AT&T Training Camp at Atlanta Falcons Training Facility in Flowery Branch, Georgia, on Thursday, July 24, 2025. (Photo by Jay Bendlin/Atlanta Falcons)

ATLANTA, GA. – Seine Reise in die National Football League begann der gebürtige Berliner in der German Football League. Im März schaffte Kicker Lenny Krieg über das International Player Pathway Program (IPP) den Sprung in die US-Liga, kämpft sogar um einen Platz im 53-Mann-Kader der Atlanta Falcons. Wie Krieg zum American Football kam, was für ihn aktuell die größte Herausforderung darstellt und wie so ein Tag im Training Camp eigentlich aussieht, das hat er Falcons Deutsch im Interview verraten.

FABIENNE LAMPE: Lenny, seit Ende März bist du Teil der Atlanta Falcons. Deine Football-Reise begann allerdings in der German Football League, bei der U19 der Berlin Adler. Wie kam es dazu, dass du angefangen hast, Football zu spielen und vor allem Kicker zu werden?

LENNY KRIEG: Meine Reise zum American Football hat so begonnen, dass ich bis zur Corona-Pandemie eigentlich Fußball gespielt habe. Das war so meine Sportart. Als dann die Trainings und Spiele wegen Corona ausgefallen sind, habe ich die Freude am Fußball verloren. Ich habe dann geschaut, was mir liegt und was ich stattdessen machen könnte, habe aber lange nichts gefunden. Mein älterer Bruder, der damals schon Coach im American Football war, hat mich dann zum Football gebracht. Ich habe davor schon die NFL geschaut, konnte mir aber nicht vorstellen, selbst zu spielen. Durch ihn habe ich es dann ausprobiert, hatte aber wegen des ganzen Körperkontakts keine Lust auf eine Position in der Offense oder Defense. Ich habe mich dann relativ schnell dazu entschieden, nur zu kicken.

FABIENNE LAMPE: Du bist über das International Player Pathway Program nach Atlanta gekommen, hast einen Vertrag über drei Jahre inklusive Signing Bonus unterschrieben. Wie war dieser Moment für dich? Und wie fühlt es sich an, plötzlich Kicker in der NFL zu sein?

LENNY KRIEG: Der Moment beziehungsweise dieser Zeitraum war voller Emotionen. Sehr viel positiver Stress, viel Telefoniert mit der Heimat und meinem Agenten. Aber als es dann final war, war es eine große Erleichterung, dass dieser Schritt einfach geschafft wurde. Das war sehr schön.

FABIENNE LAMPE: Es ging in diesem Jahr dann alles irgendwie ziemlich schnell für dich. Wenn du dein bisheriges 2025 mit einem Wort beschreiben müsstest, welches wäre das?

LENNY KRIEG: Abenteuerlich (lacht). Ich denke einfach, mit dem Beginn des Jahres und der Zusage für das IPP hat sich mein Leben schon radikal gewendet. Alles um dem Football herum zu zentrieren, das ist für mich ein großes Privileg. Es war eine Reise mit vielen Höhen und vielen Tiefen, deswegen glaube ich, abenteuerlich trifft es ganz gut.

FABIENNE LAMPE: Vorher warst du Teil der European League of Football, hast bei Stuttgart Surge gespielt. Welche Erfahrungen aus der ELF haben dir auf dem Weg in die NFL besonders geholfen?

LENNY KRIEG: Ich denke, das Reisen zu den Spielen ist eine gute Vorbereitung gewesen. Auch viele weitere Kleinigkeiten, wie ein Spiel im Fernsehen gehabt zu haben und dass die Kickoff-Regeln in der ELF die gleichen sind wie in der NFL. Ich glaube, das macht den Übergang relativ einfach für mich. Ich denke, in einem ambitionierten Umfeld wie in Stuttgart gewesen zu sein, das Ziel gehabt zu haben, viele Spiele zu gewinnen, obwohl wir alle noch andere Jobs oder Beschäftigungen hatten, hat mir außerdem sehr geholfen.

FABIENNE LAMPE: Worin liegt der größte Unterschied im Kicking Game in der ELF und der NFL? Was ist für dich vielleicht die größte Herausforderung?

LENNY KRIEG: Wie vorhin schon angeschnitten: Dass jetzt alles um Football geht. Weil Football spielen jetzt mein Beruf ist und jede Entscheidung, die ich treffe - auch außerhalb meiner Arbeitszeit - dem Football und meiner Performance zugutekommen muss. Was ich aber sehr gut finde. Ich kann mich viel um meinen Körper kümmern und habe hier jetzt einfach unendlich viele Ressourcen, um besser zu werden und an mir zu arbeiten.

FABIENNE LAMPE: Nach deinem Signing bei den Falcons: Wie hast du den Support der deutschen Fans wahrgenommen? Denkst du, du kannst noch ein paar Menschen in Falcons-Anhänger verwandeln?

LENNY KRIEG: (lacht) Ja, ich habe den Support die ersten zwei bis drei Tage schon stark gespürt. Ich habe viele Nachrichten, Glückwünsche und viel Liebe erhalten, weil ich zu der Zeit ja auch noch in den USA war. Aber ob ich Leute zu Fans der Falcons machen kann, ich glaube, das muss jeder für sich entscheiden, für wen das Herz da schlägt. Aber es ist auf jeden Fall bemerkenswert, wie viele Menschen in Deutschland NFL-Merchandise tragen und wie das Interesse für den Sport immer mehr wächst.

FABIENNE LAMPE: Du bist mitten in der Offseason zu den Falcons gekommen – zu einer Zeit, in der die Spieler nach einer anstrengenden Saison gerade ein wenig ihre Freizeit genießen. Gib uns einen Einblick: Wann und wie hast du deine Teamkollegen kennengelernt? Gibt es irgendwelche gemeinsamen Aktivitäten zum Kennenlernen oder bist du einfach ins kalte Wasser geworfen worden als das Training begann?

LENNY KRIEG: Eher Letzteres. Das erste Mal, wo ich alle kennengelernt habe, war bei den OTAs. Das war Anfang Mai. Du kommst in die Kabine und kennst eigentlich niemanden. Aber im Endeffekt geht dann alles sehr schnell. Die Leute merken, dass du noch nicht so ganz weißt, wo alles ist und etwas verloren überall rumläufst. Aber da waren alle einfach sehr offen und haben mir geholfen. Sie haben sich auch direkt für mich interessiert, weil mein Weg in die NFL für Amerikaner ja eher unkonventionell ist. Und auf dem Platz spricht man dann eh die gleiche Sprache, da geht das wirklich relativ leicht mit dem Kennenlernen.

FABIENNE LAMPE: Aktuell läuft das Training Camp. Kannst du uns mal einen Einblick geben, wie so ein Tag im Camp für dich abläuft?

LENNY KRIEG: Man steht früh morgens auf, dann frühstückt man im besten Fall und geht ins Gym. Danach hat man Training, geht in Meetings und hat Treatments, wo man sich behandeln lassen kann. Nachmittags hat man wieder Meetings. Diese sind üblicherweise dafür vorgesehen, dass Offense und Defense ihre Plays installieren können. Ich würde sagen, so ein Tag im Training Camp startet morgens um 7:00 Uhr und endet abends um 18:00 Uhr.

FABIENNE LAMPE: Was sind deine größten Ziele im Training Camp und vor allem danach (außer es in das 53-Mann-Roster zu schaffen)?

LENNY KRIEG: Kontinuierlich hart an mir zu arbeiten. Mein eigenes Können immer wieder auf die Probe zu stellen und Sachen zu finden, die mir vielleicht noch schwerfallen. Dieses "Battle gegen mich selbst" jeden Tag wieder anzutreten und von Tag zu Tag mehr aus mir herauszuholen. Außerdem mehr über mich und auch von anderen zu lernen.

FABIENNE LAMPE: Gibt es auch schon Spieler, mit denen du deine Freizeit verbringst? Wenn ja, wer ist das?

LENNY KRIEG: Primär sind das die anderen Rookies. Weil wir im Zeitraum der OTAs viele Meetings hatten, die nur für die Rookies waren und wo wir gemeinsam viel über die NFL gelernt haben. Das ist zum Beispiel ein Running Back, Nathan Carter, oder halt die Leute, die relativ nah bei mir im Locker Room sitzen. Mit denen unternimmt man an den freien Tagen oder Abenden dann schon mal etwas. Aber davon haben wir aktuell nicht so viele (lacht).

FABIENNE LAMPE: Viele unterschätzen die Position des Kickers, finden sie nicht spannend genug. Wie würdest du den Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die von dem Sprung in die NFL träumen, die Position des Kickers schmackhaft machen?

LENNY KRIEG: Ich denke, als Kicker oder Punter kann man einfach sehr oft Spiele entscheiden. Man muss natürlich für sich wissen, ob das eine Situation ist, in die man sich selbst begeben will, weil das natürlich in beide Richtungen ausgehen kann. Wenn man mit Fußball oder Rugby Erfahrung hat, hat man eine gute Basis dafür, wie man einen Football kicken kann. Dann sollte man einfach mal schauen, ob man daran Spaß hat.

FABIENNE LAMPE: Wie sehr zählt das Talent als Kicker und wie viel ist beim Kicken einfach nur Kopfsache?

LENNY KRIEG: Mehr als die Hälfte ist schon Kopfsache. Natürlich kann nicht jeder von seinem Talent her in der NFL oder ELF kicken. Aber für den eigenen Leistungsstand denke ich, dass das Mentale schon 70% bis 80% ausmacht. Kicken an sich ist nichts Schweres, das würden wohl viele Leute unterschreiben. Aber das immer konstant so zu wiederholen, unabhängig davon, in welcher Situation das Team oder man selbst ist, das immer wieder abzurufen, das ist das Schwierige daran.

FABIENNE LAMPE: Wie bereitest du dich mental auf einen wichtigen Kick, beispielsweise ein mögliches Game-Winning-Field-Goal vor?

LENNY KRIEG: Wichtig ist für mich, einfach nicht daran zu denken, dass das jetzt so ein wichtiger Kick ist. Sondern den Kick genauso zu behandeln, wie einen Kick, wenn du mit 40 Punkten führst und es egal ist, ob der reingeht oder nicht. Dadurch komme ich mental auf eine Schiene, wo für mich alles gleich ist. Also wo egal ist, wie spannend das Spiel, wie stark der Wind oder wie weit der Goal Post vielleicht weg ist.

Ihr wollt noch mehr über Lenny Krieg erfahren? Dann schaut unbedingt auch auf der deutschen Instagram-Seite der Falcons vorbei (@falconsdeutsch). Dort hat Community Host Eleni Frommann unserem deutschen Kicker nämlich 10 Fragen in 60 Sekunden gestellt. Rise Up, Lenny!

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